Das Menü dieser Website verrät, dass eine Unterteilung des Fußballspiels in die Phasen: Ballbesitz, gegnerischer Ballbesitz, Umschalten nach Ballverlust und nach Ballgewinn vorgenommen wurde.

Diese Unterteilung wurde von Louis van Gaal kreiert, um das komplexe und dynamische Fußballspiel zu versimpeln und zu kategorisieren. Es handelt sich um einen ständigen Kreislauf: Eigener Ballbesitz, Ballverlust und Umschalten auf gegnerischen Ballbesitz, gegnerischer Ballbesitz, Ballgewinn und Umschalten auf Ballbesitz. Und dann wäre man wieder beim “Startpunkt” und es geht von vorne los. Dieser Kreislauf findet im Spiel fortlaufend statt.
Phase “Ballbesitz”: Die Phase Ballbesitz beschreibt die eigene Mannschaft, als organisierte Mannschaft mit Ball gegen einen ebenfalls organisierten Gegner in der Defensive.
Phase “Umschalten nach Ballverlust”: Die zuvor organisierte angreifende Mannschaft in Ballbesitz, verliert den Ball und agiert in dieser Phase als unorganisierte verteidigende Mannschaft. Die zuvor organisierte verteidigende Mannschaft, ist nun die unorganisierte angreifende Mannschaft. Beide Mannschaften schalten entweder von der Offensive auf die Defensive oder von der Defensive auf die Offensive um.
Phase “Gegnerischer Ballbesitz”: Nun ist der Gegner die organisierte angreifende Mannschaft mit Ball und die eigene Mannschaft die organisierte Defensive.
Phase “Umschalten nach Ballgewinn”: Nachdem der Ball gewonnen wird, schaltet man von der organisierten Defensive in den organisierten Angriff um. In der Zeit des Umschaltmoments ist man unorganisiert. Ist der Umschaltmoment abgeschlossen, so befindet man sich in der Phase “Ballbesitz” und ist dann wieder im organisierten Angriff. Der Gegner schaltet von Ballbesitz auf gegnerischen Ballbesitz um und ist innerhalb der Umschaltphase ebenfalls unorganisiert.
Die jeweilige Beschreibung, ob eine Mannschaft organisiert oder unorganisiert ist, lässt sich leicht erklären. Ist die gegnerische Mannschaft im Ballbesitz, also beispielsweise im Spielaufbau, so verteidigt man in seiner organisierten, einstudierten Art. Erobert man nun den Ball, so ist man genau in dem Moment der Balleroberung noch in der defensiven Organisation, welche soeben zu dem Ziel führte, den Ball zu erobern. Also gilt es nun, während des Umschaltmoments, von seiner defensiven Organisation in seine offensive Organisation zu gelangen. Der Gegner ist in dem Fall natürlich ebenfalls ungeordnet, denn im Moment des Ballverlusts ist er noch in seiner offensiven Ausrichtung, die das Ziel verfolgte ein Tor zu schießen. Der Gegner schaltet also möglichst schnell in seine defensive Organisation um, um ein Tor zu verteidigen. Im modernen Fußball dauern diese Umschaltmomente oft nur wenige Sekunden.
Dieses System der Simplifizierung eines Fußballspiels ist ein gelungener Leitfaden für Novizen. So kann jeder nach kurzer Zeit genau sagen, wann welche dieser Phasen in einem Fußballspiel stattfindet. Jedoch können und wollen diese vier Phasen nicht die Komplexität des Fußballs in der Gesamtheit wiedergeben. So kann es durchaus vorkommen, dass bestimmte Phasen übersprungen werden. Hypothetisch kann durch ein immer wieder perfekt angewandtes Gegenpressing eine Phase übersprungen werden. Dies gilt nicht nur in der Extreme, sondern auch bei jedem einzelnen Ballgewinn durch Gegenpressing. Der Kreislauf wird dadurch unterbrochen, denn der Gegner kommt nicht aus dem Umschalten nach Ballgewinn in den eigenen Ballbesitz, sondern wieder in die Phase des gegnerischen Ballbesitz. Auch bei einem Konter nach Ballgewinn kann es sein, dass man gar nicht in einen organisierten Angriff kommt oder der Gegner in eine organisierte Verteidigung. Das Umschaltmoment ist also der Angriff, bei dem die “Organisation” stark von der Organisation im Ballbesitz variiert. Erinnert man sich an den Last-Minute-Konter von Belgien gegen Japan bei der WM 2018, wird deutlich das dort der Kreislauf der vier Phasen nie eintrat, sondern die Phasen ineinander verschmolzen. Nachdem Courtois den Eckball abgefangen hat, schob Chadli etwa 10 Sekunden später im anderen Strafraum den Ball ins Tor.
Das Spiel als Kreislauf mit klar getrennten Phasen darzustellen, ist unmöglich. In der Phase des “eigenen Ballbesitz” steht natürlich das offensive Ziel, ein Tor zu erzielen, im Vordergrund. Trotzdem spielen auch in dieser Phase immer die anderen Phasen eine Rolle. Koppelt man die Phase “eigener Ballbesitz” von den anderen Phasen ab, so gäbe es nur noch offensive Ziele. Niemand würde daran denken, was passieren würde, wenn man den Ball verliert. Es würden sich alle der Phase “eigener Ballbesitz” entsprechend positionieren. Dies findet so in der Realität nie statt. Die vier Phasen bilden Korrelationen untereinander, also wechselseitige Beziehungen. Befindet man sich im eigenen Ballbesitz, wird man gleichzeitig auch von den Phasen “Umschalten nach Ballverlust” und “gegnerischer Ballbesitz” beeinflusst. Man bildet eine Restverteidigung oder passt seine Positionen womöglich so an, dass man nach Ballverlust in ein Gegenpressing kommt. All dies geschieht, weil die vier Phasen ein Wechselverhältnis zueinander haben.
Stellt man sich ein komplexes Klavierstück vor, welches ein Klavierspieler einübt, könnte der Pianist eine Unterteilung des Stücks in vier Phasen vornehmen (das Beispiel ist etwas konstruiert, aber erfüllt hoffentlich seinen Zweck). Die Phasen wären: Spiel mit der linken Hand, Spiel mit der rechten Hand und der Wechsel von linker auf rechter und rechter auf linker Hand. Also kann man anhand der Noten eine Unterteilung machen, wann man mit links spielt, wann mit rechts und wann man jeweils die Hand wechseln muss. Allerdings reichen diese Informationen nicht aus, um das Stück am Ende wirklich zu spielen. Ich weiß zwar, wann ich welche Hand nutze, aber nicht wann ich welchen Finger nutze, wann ich von welchem Finger der linken Hand auf welchen Finger der rechten Hand wechseln muss. Es wird also eine Unterteilung gemacht, die man schnell versteht, die Komplexität des Klavierspiels aber nicht ausreichend wiedergibt.
Der Klavierspieler hätte in dem Beispiel zehn Finger, die in dem Vier-Phasen-Modell Unbekannte wären. Das Fußballspiel hat Tausende Situationen, die dynamisch und fließend ineinander verschmelzen. Ein Fußballspiel ist eine Einheit aus Bewegungen, die sich auf Wechselwirkungen zwischen Spielern, Ball, Raum und Zeit begründen. Gewinnt eine Mannschaft also den Ball, so werden die darauffolgenden Bewegungen von dem Ort des Ballgewinns (z.B. zentral oder am Flügel), der Zeit (wie lange braucht der Gegner, um sich zu organisieren oder wie viel Zeitdruck durch Gegner, Raum etc. habe ich), von dem Ball (Position des Balls) und den Spielern (Überzahl/Unterzahl, Anspielstationen etc. oder auch Gegenspieler) beeinflusst. Unbekannte des beschriebenen Vier-Phasen-Modells sind eigentlich alle dieser Referenzpunkte. Die einzige Information die man erhält ist, wer den Ball hat. Wo der Ball ist, wo Gegenspieler, eigene Spieler sind oder wie viel Zeit man hat, erfährt man nicht. Dementsprechend ist diese Unterteilung als grobe Klassifizierung des Fußballspiels hilfreich, eine der Komplexität angemessene Unterteilung des Spiels ist es jedoch nicht. Anhand des Modells sieht man in welcher Phase man ist, wenn man den Ball erobert, allerdings nicht welche Phasen gleichzeitig diese Balleroberung beeinflussten oder um welche detaillierte Balleroberung (Interception, Zweikampf etc.) es sich handelt.

Um eine vereinfachte Struktur und Navigation zu gewährleisten, wird auch auf dieser Website das Vier-Phasen Modell genutzt. In den Unterpunkten wird dann versucht, der Komplexität des Zielspiels gerecht zu werden. Einige Fachbegriffe aus dem Text, die sich auf die vier Phasen beziehen, werden in weiteren Artikeln noch ausführlicher erklärt.